Wildtiere sind Kapital für den Tourismus

Für einige Länder ist ihre Tierwelt als Touristenattraktionen so wichtig wie der Eiffelturm für Paris.  Um dieses Kapital zu erhalten, müssen afrikanische Länder noch mehr tun, fordert der UN-Diplomat Bradnee Chambers.

Können Sie sich Paris ohne den Eiffelturm, San Francisco ohne die Golden Gate Bridge oder Kairo ohne die Pyramiden vorstellen? Für einige Länder wäre der Verlust ihrer symbolträchtigen Tierwelt gleichbedeutend mit dem Verlust solcher Touristenattraktionen. Auf der weltgrößten Tourismusmesse ITB in Berlin hat die Welttourismusorganisation deshalb afrikanische Tourismusminister zusammengebracht, um gegen Wilderei und illegalem Handel mit Wildtieren zu kämpfen.

Tiere in freier Wildbahn sind ein Publikumsmagnet.  Die Safari-Industrie in Kenia hat einen Milliarden-Umsatz jährlich, die Tauchindustruie in Australien kommt auf 1,5 Milliarden Dollar.  Walbeobachtung hat welltweit ein Volumen von rund 2 Milliarden Dollar im Jahr.

Die Tourismusbranche hat erkannt, dass Wildtiere viel Geld einbringen können und dass diese lebendig auch viel mehr wert sind als tot.  So hat Indonesien soeben das größte Schutzgebiet für Mantarochen ausgewiesen.  Seinen Schätzungen zufolge kann ein Mantarochen im Laufe seines Lebens einen Wert von 1 Million US-Dollar erzielen, wenn Touristen die sanften Riesen in ihrer natürlichen Umgebung sehen wollen.  Dagegen ist ein toter Mantarochen nur zwischen 40-500 US-Dollar wert.

Ist die Tierwelt in Gefahr, dann bleiben die Dollar und Euros der Touristen aus.  Deshalb entsteht in vielen Ländern gerade ein neues Bündnis zwischen den Umweltministern und den Ministern für Tourismus.  Beide Seiten erkennen, dass sie ein gemeinsames Ziel haben.

Dies ist die Motivation hinter dem Arbeitstreffen der afrikanischen Minister für Tourismus auf der ITB.  Sie sind zu der weltweit größten Tourismusmesse gekommen, um auf die Bekämpfung der Wilderei aufmerksam zu machen.  Die Wilderei von Elefanten bringt die Tiere an den Rand des Aussterbens.  Im Jahr 1979 gab es noch 1,3 Millionen Elefanten in freier Wildbahn in Afrika.  Heute sind es noch geschätzt 500.000, von denen durchschnittlich 100 jeden Tag von Wilderern getötet werden.

Aber nicht nur Wilderei bedroht die Tourismusindustrie, und nicht nur Elefanten sind bedroht.  Klimawandel, Überfischung, Beifang und Hindernisse, die sich den Tieren auf ihren natürlichen Zugwegen auf der Suche nach Rast- oder Futterplätzen entgegenstellen, stellen weitere Bedrohungen für den Bestand dar.  Einige der bekannesten Arten der Erde wie Wale, Löwen, Flussdelfine, weiße Haie, Meeresschildkröten, Berggorillas, Greifvögel, Eisbären und Tausende andere sind mehr denn je in Gefahr.

Viele dieser bedrohten Arten und viele der großen Tierwanderungen selbst sind nach dem Völkerrecht durch Konventionen wie das UN-Übereinkommen zur Erhalting wandernder wild lebender Tierarten geschützt.  Jedoch müssen die Länder ihre Anstrengungen verdoppeln, wenn sie die zahlreichen Gefahren für die Tierwelt in diesen beispiellosen Zeiten der menschlichen Entwicklung abwenden wollen.

Mit Abstand der wichtigste Schritt zur Rettung von Wildtieren ist ihre Anerkennung als nationaler Vermögenswert, und als solcher brauchen sie Schutz.  Die Tourismusminister haben dies erkannt;  Umweltminister wussten es schon lange, aber jetzt müssen auch die Finanzminister folgen.  Sobald wir den Wert der Wildtiere angemessen berechnen, können wir sicherstellen, dass sie auch weiterhin die Hauptattraktionen für weitere Generationen von Touristen, aber für einheimische Besucher, und darüber hinaus eine weltvolle Einnahmequell sein können.

Dr Bradnee Chambers ist Leiter des Sekretariats des UNEP-Übereinkommens zur Erhaltuing wanderender wild lebender Tierarten in Bonn

Last updated on 19 March 2014